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Der Mikro-Professor

14/02/2014 - Ralf Schröder

Ich war immer schlecht im Kopfrechnen! Aber dank Taschenrechner, Excel-Formeln und dieser wunderbaren Dreisatz-App komme ich mit übersichtlichem Denkeinsatz doch meistens zum richtigen Ergebnis. In dem Fall ist – anders als beim Motorrad fahren – der Weg nicht das Ziel. Früher hatte ich zum Ausrechnen des Durchschnittsverbrauchs so eine runde, zweilagige Scheibe, bei der ich getankte Liter und gefahrene Kilometer übereinander drehen musste und dann sagte mir diese Intelligenzpappe, dass mein Volvo 164 Sechszylinder mal wieder 12,5 Liter Super verbleit soff – bei schonender Fahrweise. Heute würde das grüne Eco-Lämpchen im Auto bei diesen Werten wohl hektisch blinkend Alarm schlagen: “Bitte suchen Sie eine Werkstatt oder den nächsten Bankomaten auf.”

Nun haben ja auch Motorräder, die wir heutzutage so fahren, den einen oder anderen Mikro-Professor an Bord, der uns beim Rechnen helfen soll. Der erzählt uns was von Durchschnittsgeschwindigkeit, errechnet den Durchschnittsverbrauch für Trip 1 und Trip 2 und mahnt, wenn die Restreichweite unter einen definierten Wert fällt. Vor 20 Jahren kündigte sich fehlender Sprit durch ein Röcheln im Ansaugtrakt an. Dann schnell nach unten greifen, den Benzinhahn auf Reserve drehen und auf den Tacho schauen: Ab jetzt noch 50 Kilometer, dann ist Ende. Nach zwei, drei großen Touren wusste ich genau: Bei 250 Kilometern muss ich auf Reserve umstellen, auf der Autobahn bei 230 Kilometern.

Jetzt blinkt mich auf der BMW 1200 GS ein oranges Warndreieck im Display bei Restreichweite 64 Kilometer an, dazu blinkt auch noch das Tanken-Symbol penetrant. Die KTM 1190 Adventure kann unten rum nur Zehnerschritte: Restreichweite 80, 50, 70, 60, 80 Kilometer. In der Reihenfolge. Den Vogel schießt die Moto Guzzi Stelvio ab. Gut, bei einem 32-Liter-Spritfass muss ich sowieso nie ans Tanken denken. Dass sie nach 250 bis 280 Kilometern auf Reserve geht: geschenkt. Dann sind noch acht bis zehn Liter drin. Aber wenn ich nach 300 Kilometern dank geändertem Mapping 24 Liter tanke und der Mikroprofessor behauptet, der Durchschnitt würde bei 6,1 Litern liegen, dann wünsche ich mir die Pappscheibe zurück. Obwohl… 24 Liter auf 300 km – das geht notfalls auch im Kopf.

Ralf Schröder

Kommentare

Ralf Schröder
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  1. Ja, das kenn ich auch. Aber wenn man lange Zeit BMW (2-Ventiler) fuhr, dann war Reserve immer nach oben drehen. Bei der alten Guzzi meiner Frau war das anders…irgendwie nach hinten oder so. War schon peinlich, wenn dann jemand kommen muß mit Sprit und man beim Einfüllen sieht, was man selbst für eine Pappnase ist.
    Aber wie Du schon selbst schreibst, die Restreichweite ist nicht wirklich der Weisheit letzter Schluss. Weswegen ich bei meiner jetzigen XT1200Z einen 3-Liter-Kanister auf den Gepäckträger schnallte und mal probiert habe, wie weit denn diese Restreichweite wirklich geht. Die stand seit 15 Kilometern auf 0 als mir der Saft dann wirklich ausging…

    Viele Grüße

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